Die Filmstarts-Kritik zu Mars Attacks (2024)

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Mars Attacks

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

4,0

stark

Mars Attacks

Von Carsten Baumgardt

Gibt es intelligentes Leben im Weltall? Falls ja, sind die Außerirdischen friedlich oder wollen sie die Erde annektieren? Diesem Thema widmete sich in den 50er und 60er Jahren eine ganze Popkultur, die allerdings nicht über trashige B-Movies hinauskam. Für Regisseur Tim Burton waren aber genau diese Filme der Antrieb, eine Hommage und Satire auf das Genre zu realisieren. Seine abgedrehte Sci-Fi-Persiflage „Mars Attacks“ ist respektlos und unerschrocken, schreiend albern und intelligent gleichermaßen, spaßig, gemein und zynisch. Burton zieht alles durch den Kakao, was ihm in die Quere kommt.

Aaakaak! Die Außerirdischen kommen. Die Welt ist in Aufruhr. Eine Flotte von marsianischen Raumschiffen ist im Anflug auf die Erde. Der amerikanische Präsident James Dale (Jack Nicholson) will den Gästen einen feierlichen Staatsempfang bescheren. Die überbordende Begeisterung der Erdenbürger über intelligentes Leben in den Weiten der Galaxis legt sich schnell und abrupt, als die Marsianer die Veranstaltung sprengen und mit ihren Strahlenkanonen alles in Schutt und Asche legen, was ihnen vor die Nase kommt. Aaakaak! Die Außerirdischen schrecken vor nichts zurück und nutzen Menschen für fiese Experimente. Die grünen Männchen entführen den Wissenschaftler Professor Donald Kessler (Pierce Brosnan) und die Klatschreporterin Nathalie Lake (Sarah Jessica Parker). Der Kopf der Journalistin wird auf den Körper ihres Schoßhündchens montiert und der Schädel des Forschers führt fortan ein Eigenleben ohne Unterbau. Präsident Dale glaubt aber immer noch an ein Missverständnis und Kommunikationsprobleme mit den garstigen Besuchern und lädt sie in den Kongress ein, um dort eine Rede zu halten. Aaakaak! Doch auch der zweite Versuch, friedlichen Kontakt zu bekommen geht fürchterlich nach hinten los...

Den zeitlichen Wettlauf mit Regiekollege Roland Emmerich hatte Tim Burton („Planet der Affen“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“, „Batman“, „Ed Wood“, „Big Fish“) im großen Rennen der Außerirdischen-Produktionen im Jahre 1996 verloren. „Independence Day“ startete am 3. Juli, einen Tag vor dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, während Burtons mit 70 Millionen Dollar ebenso teures bonbonbuntes Spektakel erst kurz vor Weihnachten am 14. Dezember in die US-Kino kam. Allerdings lag es nicht nur an diesem strategischen Vorteil, dass Emmerichs spaßige Destruktionsorgie weltweit 817 Millionen Dollar einspielte (USA: 307 Mio Dollar, Besucher Deutschland: 9,26 Mio) und Burtons Satire mit einem weltweiten Einspiel von nur 102 Mio Dollar (USA: 38 Mio Dollar, Besucher Deutschland: 830.000) floppte. Burtons subversive Sicht der Dinge traf damals einfach nicht den Nerv des Publiku*ms, das mit Emmerichs Feel-Good-Movie treffender bedient war.

Inspiriert wurde Burton von der Topps-Sammelkarten-Serie „Mars Attacks!“ aus dem Jahr 1962. Diese wurde aufgrund ihrer expliziten Gewaltdarstellung aber schnell wieder eingezogen. Die grünen Männchen vom Mars sind bei Burton keine durchgestylten Kreaturen, sondern trashige, quietschbunte Wesen mit riesigen Köpfen. Ihre Strahlenkanonen sehen aus wie Kinderspielzeug und ihre Raumschiffe sind keine High-Tech-Konstruktionen, sondern fliegende Untertassen. Die Handlung ist bewusst schlicht gehalten und der Ton überdreht bis albern. Mit Wonne parodiert der Regisseur seine amerikanischen Landsleute, lässt Politiker, Militärs, Prominente und das einfach Volk schlecht aussehen und führt sie allesamt irrwitzig vor. Nichts an „Mars Attacks“ ist offensichtlich ernst zu nehmen. Damit dieser Ansatz funktioniert, bedarf als natürlich eines Meisterregisseurs wie Burton, der dem Film wieder ein phanasievolles Design verleiht.

Die CGI-animierten Marsianer sind durch und durch destruktiv-kindische Gesellen, die einfach nur alles zerstören wollen, was ihnen vor die Strahlenkanone kommt. Das kommunizieren sie mit einem gackernden Aaakaak. Die Story, die eine Vielzahl von Nebencharakteren - welche als Persiflierventile dienen - aufbietet, konzentriert sich auf die Alienlandungen in Washington, Las Vegas, New York und Kanas. Das Staraufgebot von „Mars Attacks“ (siehe Besetzungsliste) ist nahezu beispiellos. Jack Nicholson, der eine Doppelrolle als Präsident und schmieriger Redneck-Immobilienhai übernimmt, legt sein Spiel ebenso ironisch an, wie seine Kollegen: Glenn Close als First Lady, Michael J. Fox als Yuppiereporter, Pierce Brosnan als Pfeife kauender Wissenschaftler, Sarah Jessica Parker als Journalistin, Rod Steiger als starrköpfiger General, Danny DeVito als frivoler Casinobesucher, Martin Short als Pressesekretär, Annette Bening als Spiritismus-Fan und Tom Jones als Tom Jones. Dazu tummeln sich noch Stars wie Natalie Portman, Lisa Marie, Pam Grier, Christina Applegate, Lucas Haas, Jim Brown, Joe Don Baker und Jack Black in kleineren Rollen. Der Humor von „Mars Attacks“ ist erfrischend zynisch und kompromisslos. Ebenso konsequent ist das grandiose Ende, in dem Burton einen heftigen Seitenhieb auf H.G. Wells’ „Krieg der Welten“ verteilt. Hier sind es nicht die Bakterien und Viren, die den Untergang der Welt verhindern, sondern die Klänge von einer alten Schallplatte, die die Marsianer in die Knie zwingen. Köstlich! Die Country-Musik von Jodler Slim Whitman sprengt den Eindringlingen die Hirne... Die Idee hat sich Burton übrigens aus „Angriff der Killertomaten“ geborgt.

Unter all den Albernheiten schimmert immer wieder schelmisch ein Subtext hervor, in dem Burton Kritik an dem Verhalten und Gebaren seiner Landsleute übt. Dass dies den Amerikaner sowie dem Großteil der US-Kritikerschaft nicht gefiel, ist bezeichnend. Mit solcherlei Raffinesse ist er seinem Konkurrenten Roland Emmerich und dessem „Independence Day“ - den er sogar persifliert - weit voraus. „Mars Attacks“ ist wahnwitziges Kino voller absurder Ideen. Wer sich auf die Ebene einlassen kann, wird mit einer inspirierten Parodie belohnt, die dem Sci-Fi-Genre einen gehörigen Tritt in den Hintern verpasst. Aaakaak!

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